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Zweiter Tag: Südtirol

Anfangs- und Ausbreitungszeit der Täufer in Südtirol – Wir besuchten St. Lorenzen, Klausen und Gufidaun und hörten an historischen Orten über die Geschehnisse rund um bedeutende Täuferführer


| 16.08.2023

"Wie kann man das alles nur aushalten?"

Was die Männer und Frauen der Täuferbewegung um ihres Glaubens willen erleiden mussten, ist unfassbar. So stellte sich auch für unseren heutigen Referenten und Führer der Tour, Robert Hochgruber, katholischer Religionslehrer in Brixen, die Frage, wie sie das alles aushalten konnten. Er startete 2006 den Hutterer-Arbeitskreis Tirol (Nord und Süd), um sich stärker mit der Geschichte und Theologie der Täufer zu befassen und sich um mehr Verständnis auf allen Seiten zu bemühen. Daraus entstanden unzählige Gespräche, Besuche von Hutterern aus Kanada und USA, Errichten von Gedenkstätten und Versöhungswege, sowie Abbitten von katholischen Bischöfen und Landeshauptleuten Tirols und vieles andere.

In St. Lorenzen im Pustertal suchten wir den Bauernhof auf, auf dem Jakob Huter um 1500 zur Welt gekommen war. Vor einigen Jahren wurde eine ausführliche Informationstafel errichtet, die Besucher aus aller Welt wie auch Einheimische über diesen täuferischen Märtyrer und die nach ihm benannte Hutterer-Gemeinschaft aufklärt. In der örtlichen Kirche, wo Jakob Huter als Baby getauft worden war, staunten wir über außerordentlich grafische und künsterlische Darstellungen in der alten Kapelle.

Wir fuhren weiter nach Klausen im Eisacktal. Dort standen wir vor dem Haus des Mesners, in dem Jakob Huter und seine Frau 1535 gefangengenommen wurden. Wir stiegen zur Burg Branzoll hinauf, wo sie ersten Verhören unterzogen wurden, bevor sie nach Innsbruck überstellt werden mussten. Die Burg ist jetzt Privatbesitz, die Besitzer ließen uns ganz unkompliziert und unangemeldet hinein.

Ein weiterer sehr wichtiger Führer der Hutterer war der in Klausen geborene Peter Walpot. Wir standen vor seinem Geburtshaus in der Ortsmitte, wo ebenfalls eine kleine Tafel auf seine wichtige Rolle in der Prägung der Hutterer-Gemeinschaft in Mähren hinweist.

Die letzte Station war der Ort Gufidaun mit der Burg Summersberg. Dort lagen zahlreiche Täuferinnen und Täufer im Turn monatelang gefangen, mindestens ein Dutzend von ihnen wurden hingerichtet. Auch diese Burg ist Privatbesitz, wir durften freundlicherweise im Burggarten vor dem Turm eine Stunde lang der Märtyrer gedenken und eine Andacht halten.

Historisch Forschende sagen uns, dass 5-10 Prozent der Tiroler Bevölkerung Anfang des 16. Jahrhunderts den Täufern angehörte und etwa 30 Prozent mit ihnen sympathisierte. Das stellte das kirchliche und politische System in Frage, weshalb sie auch so streng verfolgt wurden. Etwa 400-600 wurden allein in Tirol hingerichtet, etwa 6.000 in die Flucht – hauptsächlich nach Mähren – getrieben, wobei Jakob Huter eine führende Rolle spielte.

Auf der Rückfahrt kamen wir übrigens zu der Antwort auf die eingangs gestellte Frage: Es war Gott selbst, der den Verfolgten und Gequälten die Kraft gab, um Jesu willen alles zu ertragen, was über das eigene Vermögen geht. Überlieferte Briefe, Lieder oder Gerichtsprotokolle bezeugen das.

ZUR VERTIEFUNG Wir empfehlen, eine kurze historische Zusammenfassung von Robert Hochgruber (2 Seiten) zu lesen, die HIER zu finden ist.

Jo Hoffmann wird eine ausführliche Video-Dokumenation der Gedenkfahrt zusammenstellen, die wir später noch verlinken werden. Ein erstes Video aus dem Verlies der Burg Summersbach ist schon fertig (unten).

(FR)

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Producer: Jo Hoffmann