Sechster Tag: Mähren 1

Ethnische und religiöse Grenzen

Eine Besonderheit heute waren zwei längere und eine kurze Wegstrecke, die wir zu Fuß zurücklegten. Am Vormittag in Nußlau entlang eines kleinen Baches, der auch die ethnische und sprachliche Grenze zwischen Tschechen und Deutschen bildete. Mittlerweile sind nur ganz wenige in der Bevölkerung, die noch Deutsch sprechen.

Dann ging es weiter nach Nikoltschitz. Petr, der dort aufgewachsen war, erzählte uns aus eigener Erfahrung, wie ausgeprägt die Trennung im Ort entlang der kirchlichen Zugehörigkeit war. Die Katholiken hatten ihre Häuser im Ortszentrum, die Evangelischen wohnten den Hügel hinauf. Und die Hutterischen Haushabe, die 1583 gegründet wurde, befand sich genau an der Grenze zwischen den beiden Teilen!

Ganz neu für mich war das Aussehen des Kirchturms der Evangelischen Kirche (helvetisches Bekenntnis): Anstelle eines Kreuzes prangt dort ein riesiger Kelch als Symbol dieser Kirche. Das kann man nur aus der Kirchengeschichte heraus verstehen. Die Böhmischen Brüder drückten damit ihr anderes Abendmahlsverständs sehr deutlich aus. Eine Folge davon ist bis heute, dass für sie das Kreuz mehr ein Zeichen katholischer Unterdrückung ist, als das Zeichen des befreienden Evangeliums!

Ab 1570 gab hier eine hutterische Haushabe. Wir standen in der Nähe des einzigen verbliebenen (renovierten) Hauses, das noch ursprüngliche Größe und Aussehen hat.

Nach einem Waldspaziergang feierten wir bei der dritten Station, in Gurdau, wo Hutterer 1541 ein erstes Haus kauften, einen Gottesdienst, geleitet von den Geschwistern des Bruderhofes. Obwohl für draußen geplant, verlegten wir ihn wegen der Hitze und fehlender Sitzgelegenheiten in die kühle katholische Kirche. Diese ist wie die Kapelle nebenan wie eine stattliche Festung gebaut.

ZUR VERTIEFUNG

Ausführlicheres über die drei besuchten Orte findest du HIER